• Knopfhäusle-Siedlung © Sutter³
  • Knopfhäusle-Siedlung © Michael Spiegelhalter

Sanierung der Knopfhäusle-Siedlung

Renate Bräu | Freiburger Stadtbau GmbH | Freiburg
Carsten Albert und Anisia Miller | Sutter³ GmbH & Co.KG | Freiburg

Die Knopfhäusle-Siedlung entstand zwischen 1869 und 1886 als Arbeitersiedlung für die damals an der Kartäuserstraße ansässige Knopffabrik Risler & Cie. Die Siedlung besteht überwiegend aus kleinen zweigeschossigen Reihenhäusern mit Vorgärten, die als Nutzgärten zur Selbstversorgung dienten. Seit 1983 steht das Ensemble als eine der ersten - weitgehend erhaltenen - Arbeitersiedlungen in Baden unter Denkmalschutz.

Da die Bausubstanz und die Ausstattung nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprachen, hat die Eigentümerin Freiburger Stadtimmobilien GmbH & Co. KG (FSI), 2014 Sutter³ GmbH & Co.KG für eine umfassende Sanierung beauftragt. Zum Jahreswechsel 2021/2022 wurde der erste Bauabschnitt abgeschlossen.

Die Besichtigung wird nur im Außenbereich erfolgen. Die für die Bauzeit innovativen Grundrisse werden über Pläne veranschaulicht.

Schwierige Sanierung einer historischen Siedlung

von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de

Mit der Sanierung der Knopfhäusle Siedlung geht es gut voran. Der erste Bauabschnitt ist bereits abgeschlossen und der zweite in vollem Gang. Anisia Miller, vom Architekturbüro sutter³, das mit der Sanierung beauftragt wurde, begann die Besichtigungsrunde mit einem kleinen historischen Rückblick. Ab 1860 wurde die Siedlung vom Freiburger Knopffabrikant Jeremias Risler für seine Arbeiter geplant. Schon damals hatte Freiburg mit einem Mangel an Wohnraum zu kämpfen. Auf dem noch unbebauten Gelände an der Schwarzwaldstraße errichtete Risler zwischen 1860 und 1871 die ersten Gebäude: Vier Reihenhauszeilen mit 74 Wohneinheiten zu je 42 m². Jede Einheit verfügte über 3 Zimmer, Küche, Toilette, Keller und Vorgarten. Die vier langen, zweigeschossigen Zeilen sind längs geteilt und die Wohnungsgrundrisse gespiegelt. Ergänzt wurden die Reihenhäuser durch ein Mädchenwohnheim und eine „Kinderbewahranstalt“. Ab 1885 kamen zwei Punkthäuser mit Geschosswohnungen und ein Hausmeister-, Bad- und Waschhaus dazu. Als Risler seinen Freiburger Produktionsstandort verließ, übernahm die Stadt Freiburg in den 1920er Jahren die Siedlung. Zunächst war ein Abriss geplant, aber der Zweite Weltkrieg und die danach herrschende Wohnungsknappheit kam der Stadt dazwischen und die Siedlung blieb in ihrer ursprünglichen Bebauung bis heute erhalten. Seit 1982 steht das Ensemble unter Denkmalschutz.

Vor ungefähr 10 Jahren wurde die Siedlung von der Freiburger Stadtbau übernommen. Renate Bräu, vom Management Sonderaufgaben der Freiburger Stadtbau erklärte, dass die Aufnahme der Knopfhäusle Siedlung in das Städtebauförderprogramm Sozialer Zusammenhalt die Sanierung erst möglich gemacht hat. Ziel der Sanierung ist es, den historischen Charakter der Siedlung zu bewahren, sowie eine gute soziale Mischung der Mieter*innen. Da der Bedarf an kleinen Wohneinheiten sehr groß war, wurden diese weitgehend übernommen und nur an den inneren Kopfseiten der Reihen zwei Wohneinheiten für Familien zusammengelegt. Die Mieter*innen wurden frühzeitig in die Planungen miteinbezogen. Diese wünschten sich größtenteils den Erhalt der kleinen Zimmer und keine Öffnung im Erdgeschoss. Ein Platz für den Einbau des kleinen Bads fand sich neben der Küche.

Der Bauleiter Carsten Albrecht berichtete, dass die denkmalgerechte Sanierung sehr schwierig ist, bezüglich der geforderten Substanzerhaltung. Heutige andere Bedingungen an Wohnungen, wie Brandschutz und Statik machten die Sanierung kompliziert. Alle Häuser erhalten einen neuen Wärmedämmputz, neue Heizungen, Fenster, Innenputz und ein Bad. Die Originalfensterläden wurden restauriert ebenso die Haustüren. Bei der Innenbesichtigung einer Wohneinheit im Rohbauzustand wird schnell klar, wie herausfordernd die Sanierung ist und wie es sich anfühlt, in einer 42 m² Wohneinheit mit 3 Zimmern auf zwei Geschossen zu leben.