Neubau und Erweiterung Amtsgericht Freiburg
Auer Weber Architekten BDA | Stuttgart München
Dipl.-Ing. (FH) Architektur Toni Felber
Baustellenführung | 1. Bauabschnitt
Im Blockinneren des bestehenden Amtsgerichts am Holzmarkt wird dieses Jahr eine Erweiterung fertiggestellt. Der Neubau nimmt alle Bereiche mit Publikumsverkehr auf, insbesondere Verhandlungssäle des Strafgerichtes und des Familiengerichtes.
Der Haupteingang erfolgt über den vorhandenen westlichen Innenhof, die Eingangshalle öffnet sich zum mittleren Hof. Alle Flügelbauten des Bestandes werden angebunden. Der Neubau ergänzt selbstverständlich und eigenständig das denkmalgeschützte Ensemble. Die monolithisch gestaltete, rötlich eingefärbte Fassade erzeugt durch ihr Spiel mit versetzten Öffnungen und zum Teil abgeschrägten Laibungen eine der Situation angemessene Maßstäblichkeit.
Auer Weber Architekten BDA | Stuttgart München
www.auer-weber.de
Ein Monolith für die Justiz
von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de
Versteckt hinter den denkmalgeschützten Mauern des Amtsgerichts am Holzmarkt entsteht im Innenhof des historischen Ensembles der neue Erweiterungsbau mit Besucherbereich, Sitzungssälen und Büroräume für Staatsanwaltschaft und Richter. Geplant hat den viergeschossigen Erweiterungsbau das Stuttgarter Büro Auer Weber Architekten. Vor Ort werden sie vom Freiburger Büro F70, das für die Ausschreibung und Bauleitung verantwortlich ist, unterstützt. Der Entwurf ergänzt und verbindet die Bestandsflügel und konzipiert den Haupteingang neu. Um ausreichend Platz für den Neubau zu erhalten, mussten Teile der historischen Bebauung, wie die alte Haftanstalt, abgerissen werden. Bis Ende des Jahres soll der Neubau nun fertig gestellt sein.
Im Mai hatten die Mitglieder des Architekturforums nun die Möglichkeit, die Baustelle zu besichtigen und waren damit, abgesehen von den Handwerkern und Nutzern die ersten Besucher in den neuen Räumen. Die rund 30 Teilnehmer*innen gelangten durch die große Toreinfahrt an der Kaiser-Joseph-Straße, dem zukünftigen Haupteingang, in den westlichen Innenhof, wo sie vom Architekten Toni Felber von Auer Weber Architekten im Empfang genommen wurden. Seit 2015 ist das Projekt in den Händen von Auer Weber. Nach einem schnellen Start kam es jedoch aufgrund archäologischer Funde zu einer Pause. Gut zwei Jahre nach der Grundsteinlegung ist die Fassade nun beinahe fertiggestellt und dem neuen monolithischen Baukörper gelingt eine nahtlose Anbindung an den Bestandsbau. Die hinterlüftete Putzfassade orientiert sich in ihrer monochromen Farbgebung am Sandstein des alten Gebäudes.
Der Innenausbau ist noch in vollem Gange. Zunächst ging es vorbei an der Sicherheitsschleuse, Anmeldung und Empfang, um in den Wartebereich zu gelangen. Ein heller, großzügiger Raum, mit einer sich über zwei Geschosse erstreckenden Fensterfassade, der sich zum mittleren Hof öffnet. Ursprünglich als Parkplatz genutzt, wurde die Fläche nun begrünt und ist für die Besucher*innen zugänglich. Auf der großen Fensterfläche finden sich farbliche Fassetten, die der Künstler Jo Schöpfer im Siebdruckverfahren gestaltet hat.
Hinter dem Wartebereich liegen die neuen Sitzungssäle, von denen jeder Platz für maximal 30 Personen bietet, sowie Räume für die Richter*innen. Im 1. Obergeschoss befinden sich 14 kleinere Säle für das Familiengericht. Eine besondere Herausforderung für die Architekten war die reibungslose Anbindung des Neubaus an den Bestandsbau herzustellen und die Barrierefreiheit zwischen Alt- und Neubau zu gewährleisten. Dicke Wände mussten überwunden und das Bodenniveau abgesenkt werden.
Bereits gut sichtbar ist die vorgesehene Materialisierung der öffentlichen Bereiche, die mit einem hellen Natursteinbelag und einer Holzverkleidung aus Kirschholz ausgestattet sind. Nach einem kurzen Besuch der oberen beiden Bürogeschosse ging es über das interne Treppenhaus hinunter in das Untergeschoss, in dem u.a. die Registratur und die Vorführzellen untergebracht sind.