• Werksviertel München Werk 4 © steidle architekten
  • UFO © Eibe Soennecken
  • ETA-Fabrik © Eibe Soennecken
  • Praedium © Eibe Soennecken
  • Wohnloft Lenbachgärten © Foto Stefan Müller Naumann
  • Wohnturm Theresienhöhe München © CO Investa

Skalieren | Stadthaus - Hausstadt

Prof. Dipl.-Ing. March. BDA Anett-Maud Joppien | Dietz Joppien Architekten AG | Frankfurt und Potsdam
Dipl.-Ing. Arch. BDA Johannes Ernst | steidle architekten Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH | München

Anett-Maud Joppien und Johannes Ernst sind seit 2018 Mitglieder des Freiburger Gestaltungsbeirats.

Das Streben nach Innovation über technische, räumliche, energetische und kontextuelle Experimente prägt die Arbeitsweise von Dietz Joppien Architekten bei kleinen wie großen Projekten. Der Maßstab der Projekte ist sehr unterschiedlich, doch welchen Einfluss nimmt dies auf die konzeptionellen und gestalterischen Entscheidungen?
Unter dem Titel „Die Skalierung von Ideen“ wird diese Fragestellung anhand einer Auswahl aus dem Werk von Dietz Joppien Architekten und Projekten der angewandten Forschung an der TU Darmstadt reflektiert.

Auch bei steidle architekten beschäftigt man sich seit der Gründung mit der Skalierung des Hauses in der Stadt. Dem innovativen Wohnungsbau der 60er folgten Universitäts- und Institutsbau, Geschäfts- und Wohnungsbau und seit Beginn der 90er Jahre Städtebau. Eines der bekannten aktuellen Projekte ist die Realisierung des Werksviertel München.
Dem Leitmotiv „Die Stadt bestimmt das Haus“ folgend entwickeln steidle architekten vom Kontext ausgehend individuell–innovative Projekte für zeitgenössische Aufgabenstellungen.

Über Experimentierfreude und Kontinuität

von Sabine Lauffer, Freiburg | diestadtbetrachterin.de

Sie möchten keine Verhinderer sein, sondern Möglichmacher. Die beiden Freiburger Gestaltungsbeiräte, Prof. Anett-Maud Joppien und Dipl. Ing. Johannes Ernst sind seit 2018 Mitglieder des Gremiums. An diesem Abend gaben die beiden Einblicke in ihr eigenes Denken und Arbeiten.

„Nicht der Maßstab zählt, sondern die Idee“,

Prof. Anett-Maud Joppien

betonte Prof. Joppien und begann ihren Vortrag mit einem kleinen Projekt, dem Zeitungskiosk am Schweizer Platz in Frankfurt. Das kleine Glashaus mit seiner Stahlhülle bringt die Architekturhaltung und Arbeitsweise des Frankfurter Architekturbüros Dietz Joppien Architekten AG klar zum Ausdruck: Freude am Experimentieren und das Interesse an Details und technischen Innovationen.
Unterschiedlichste Bauaufgaben, wie Sportstätten, Verwaltungsbauten, Wohnungsbau, Verkehrs- und Lichtarchitektur, „inspirieren, in jedem Projekt einen neuen Weg zu suchen“. So wurde die Berliner Max Schmeling Halle in die vorhandene Erdmasse eingebettet, beim sozialen Wohnungsbau „Wohngebiet Sauerland“ eine neue Raumaufteilung durchgesetzt, der Bahnhof am Flughafen Hannover mit eigens dafür entwickelten Glas-/Lichtelementen ausgestattet und bei der Logistikzentrale des Neckermann Versand die Parkplätze auf dem Dach untergebracht.
Architektonische Ideen im technischen Kontext zu entfalten ist das große Thema bei der ETA-Modellfabrik der TU-Darmstadt. Gebäude, Maschine und Infrastruktur stehen nicht mehr unabhängig nebeneinander, sondern korrespondieren miteinander, so dass ein energetischer Austausch zwischen Produktion und Gebäudehülle gelingt.

„Ist Kontinuität nicht ein progressives Prinzip?“

Johannes Ernst

Mit dieser Fragestellung begann Johannes Ernst, von steidle architekten, die Arbeit seines Büros vorzustellen. Die erste Etappe des Büros begann mit dem Wohnhaus von Otto Steidle. Teile aus dem Industriebau wurden in den Wohnbau übernommen und den Bewohnern Freiräume zur Gestaltung gegeben. Die Komponente des Ortes kam bei den Experimenten im größeren Maßstab dazu, wie dem Campusneubau der Universität Ulm West oder dem Verlagsgebäude von Gruner+Jahr in Hamburg. Eine weitere Dimension erreichte dann der Städtebau, wie die Theresienhöhe München. Der Maßstab der öffentlichen Räume wurde übernommen und steht für Kontinuität, während die Baukörper neu erfunden wurden.

„Kontinuität der Suche nach dem Besonderen, nach der Idee hinter der Oberfläche.“

Johannes Ernst

Zu den bekanntesten aktuellen Projekten gehört die Realisierung des Werksviertel in München. Die Entwicklung des Geländes zeichnet sich dadurch aus, dass bestehende Nutzung beibehalten wurde und durch neue Nutzung erweitert wurde. Vorhandene Elemente, die zur Urbanität dazugehören, wie z.B. enge Gassen, großzügige Plätze wurden übernommen. Ideale Bedingungen für eine Vielzahl unterschiedlichster Nutzer geschaffen, so dass der öffentliche Raum belebt wurde.
Das Prinzip der Kontinuität ist auch bei der Arbeit im Gestaltungsbeirat anwendbar und trägt dazu bei, die Arbeit der Vorgänger fortzusetzen.

Prof. Anett-Maud Joppien I Dietz Joppien Planungsgesellschaft mbH in Frankfurt am Main, Berlin, Potsdam

Architekturstudium an der TU Berlin, TH Darmstadt sowie an der University of Illinois Chicago und University of California, Berkeley. Gastprofessorin an der Uni Hannover und TU Darmstadt. Nach einer Professur an der Bergischen Universität Wuppertal ist Annet-Maud Joppien seit 2011 Professorin an der TU Darmstadt für Entwerfen und Gebäudetechnologie. Seit 1995 in zahlreichen nationalen und internationalen Architekturjurys vertreten.

Johannes Ernst I steidle Architekten, München

Architekturstudium an der TU Berlin und am Illinois Institute of Technology in Chicago. Freier Mitarbeiter bei Steidle + Partner und von 2001-04 Assistent bei Prof. Otto Steidle an der Akademie der Bildenden Künste München. Nach dem plötzlichen Tod von Otto Steidle 2004, Mitbegründer der Steidle Architekten Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH. Seit 2003 verschiedene Lehrtätigkeiten.

Dietz Joppien Architekten AG und steidle architekten Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH

http://www.dietz-joppien.de/
https://www.steidle-architekten.de/buero/