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Ein (Bundes-)Adler mit geliehenem Organ - Was Sie schon immer über den Bundesbau wissen wollten

Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg

Klaus Max Rippel | Leiter des Landesbetriebs Bundesbau Baden-Württemberg

und Kerstin Frisch, Christian Kaiser, Theodor Schneider mit Gabriele Gruninger | Betriebsleitung Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg

Bauwerke der öffentlichen Hand stehen auch für das Selbstverständnis des Gemeinwesens. Bauten der Kommune sind uns am nächsten, danach die Bauwerke des „Staates“, also Land und Bund. Prominent oder unbekannt, dominant oder unscheinbar, Baukultur, sagt der Leiter des Landesbetriebs Bundesbau BBBW.

Planungsdienstleister des Bundes unter dem Bundesbauministerium BMI ist in Baden-Württemberg der Landesbetrieb Bundesbau BBBW, ein an den Bund entliehenes Organ. Sechs Staatliche Hochbauämter und eine Betriebsleitung bearbeiten die Bauaufgaben des Bundes. Teilweise auch im restlichen Bundesgebiet oder irgendwo auf der Welt.

Das Leitungsteam des BBBW in Freiburg stellt Organisation und Projekte vor. Der Bund wirbt mit dem Slogan: "Arbeiten für den Bund macht Freude und verleiht Flügel."

Im Auftrag der Republik

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

In Freiburg hat eine Bundesbaubehörde ihren Sitz, die jährlich 300 Millionen Euro umsetzt – und kaum jemand weiß davon. Das liegt vermutlich an der komplizierten Konstruktion. Es ist eine Landesbehörde, die für die Bundesrepublik in Baden-Württemberg baut – aber nicht nur dort, sondern auch im Ausland und sogar in Berlin selbst, wo die Aufträge herkommen. Die Mitarbeiter sind zwar Bedienstete des Landes, werden aber vom Bund beauftragt. „Wir sind ein geliehenes Organ mit Bundesadlerflügeln“ erklärte Klaus Max Rippel die Struktur der Behörde. Er ist der Leiter des Landesbetriebs und stellte im Architekturforum Freiburg zusammen mit seiner Stellvertreterin und „Gruppenleiterin für Spezialaufgaben“, Kerstin Frisch und dem „Gruppenleiter Bau und Technik“, Christian Kaiser, das ganze Spektrum der Bundes-Bauten vor. Diese Arbeit scheint in der Tat zu beflügeln: allen drei Vortragenden war anzumerken, wie sehr ihnen ihre Arbeit Freude bereitet.

Dass der Bund in den Ländern keine eigene Bauverwaltung betreibt, hat historische Gründe. Diese reichen teilweise in die vordemokratische Kleinstaaterei Deutschlands zurück. Vor allem aber war der Föderalismus bei Gründung der BRD von zentraler Bedeutung – bekanntlich eine Lehre, die aus dem NS-Unrechtsregime gezogen wurde. Bis heute delegiert das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) in Berlin, selbst eine riesige und ziemlich ausgelastete Behörde, seine Bauaufgaben an die Länder. Das ist die Erklärung, warum die Freiburger zum Beispiel auch einen der wohl repräsentativsten Museumsbauten unserer Zeit in Berlin baut: die unter dem Namen „Museums-Scheune“ bekannte Neue Nationalgalerie – Museum des 20. Jahrhunderts von Herzog & de Meuron.

Darüber hinaus realisiert der Landesbetrieb eine riesige Bandbreite an Bauten vom Auslands- bis zum Zollbau, vom simplen zivilen Zweckbau bis zum hochkomplexen Militärbau. Zu den militärischen Aufgaben zählen Bundeswehrkasernen und die damit verbundenen Nutzbauten wie Munitionslager, Fahrzeughallen, Bundeswehrkrankenhäuser, oder Bauten für die amerikanischen und französischen Gaststreitkräfte sowie der NATO. Zum zivilen Bundesbau gehören etwa die Sanierung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, aber auch Forschungsinstitute wie das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg oder die Fraunhofer-Gesellschaft sowie die Sanierung eines Teils der Burg Hohenzollern. Für das Bundesamt für Strahlenschutz baute die Behörde eine Mess-Station auf dem Schauinsland mit einer Fassade aus Weißtanne, die Autobahnmeisterei in Efringen-Kirchen hat eine Kuppel wie das Pantheon, nur aus Holz. Geislingen erhielt eine vielfach ausgezeichnete Streuguthalle, und auch das Tunnelbetriebsgebäude in Waldkirch, das wie eine Skulptur aus Corten-Stahl wirkt, erhielt viel Lob – wie überhaupt die vielen Auszeichnungen die insgesamt hohe Qualität der Bauten belegen. Außerhalb Deutschlands nimmt der Landesbetrieb an derzeit zwanzig Standorten weltweit Bauaufgaben wahr. Überall, wo die Bundeswehr im Einsatz ist, aber auch für die deutschen Botschaften, gilt es sichere Bauten zu errichten. Das führt zu Aufträgen in Taschkent (Usbekistan) oder Rabat (Marokko), Sofia (Bulgarien) oder Bischkek (Kirgistan), aber auch nach Mali oder Afghanistan. Auch die Sanierungen der Botschaftsresidenz in London oder der German Academy (ehemals Goethe-Institut) in New York gehören dazu.

Es ist nicht zuletzt diese enorme Bandbreite der Bauaufgaben, die den Bund als Auftraggeber für freie Büros interessant macht – immerhin etwa 70% davon werden nach außen vergeben.

Klaus Max Rippel | Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg | Freiburg

Der Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg besteht aus der Betriebsleitung - eine Abteilung der Oberfinanzdirektion Karlsruhe mit Dienstsitz in Freiburg - sowie sechs Staatlichen Hochbauämtern in Freiburg, Karlsruhe, Heidelberg, Stuttgart, Schwäbisch Hall und Ulm mit ihren regionalen Dienststellen. Der Landesbetrieb mit seinen insgesamt knapp 700 Bediensteten – zum Großteil Architekten – ist dem Bundesministerium des Inneren zugeordnet. Leiter der Betriebsleitung ist Klaus Max Rippel, das Staatliche Hochbauamt in Freiburg wird von Gabriele Gruninger geleitet. Der Aufgabenbereich des Landesbetriebs umfasst die bauliche Betreuung von rund 9.000 Gebäuden des Bundes in Baden-Württemberg. Hinzu kommen Bauvorhaben in Berlin und rund 20 Bauprojekte im Ausland.