Zwischendrin

Innauer Matt Architekten GmbH | Bezau | Bregenzerwald

Mag. Arch. Markus Innauer, ZT

Innauer Matt Architekten aus dem Bregenzerwald interpretieren Aufgaben nah am Ort, der Landschaft und ihren Bewohnern. Seit 2012 entstehen zwischen den Bergen atmosphärisch dichte und fein detaillierte Arbeiten, die das Vorhandene mit dem Neuen verbinden. Eine präzise und zugleich gelassene Arbeitsweise bringt dabei komplexe Zusammenhänge zu unerwartet klaren Lösungen. Zentrales Motiv ist dabei immer die Suche nach einer Baukunst, die durch eine unaufgeregte Alltäglichkeit vertraute Orte mit Bestand schafft.

Zwischen den Extremen - Die Suche nach dem Mittelweg

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

Manchmal könnte man meinen, in der Architektur muss alles dauernd neu erfunden werden. Da ist es angenehm, wenn in diesem Wettbewerb der architektonischen Eitelkeiten sich gerade junge Architekten auf bewährte Handwerkstraditionen und die Kenntnisse vorheriger Generationen besinnen – freilich ohne neue Formensprachen und Technologien zu ignorieren. Markus Innauer und Sven Matt zählen zu dieser Art von Architekten. Beide sind in der Kleinstadt Bezau im Bregenzer Wald aufgewachsen, haben dort ihr Büro und schöpfen ihre Arbeit aus der lokalen Tradition, mit der sie verwurzelt sind. Dabei weiß Markus Innauer genau wovon er spricht, hat er doch selbst bei Zaha Hadid studiert. Er weiß auch, dass die Suche nach dem Mittelweg nicht einfach ist. So unaufgeregt wie die Architektur, so gelassen war der Vortrag im sehr gut besuchten Architekturforum, in dem er anhand von fünf Projekten die Extreme vorstellte, zwischen denen sich das Büro Innauer Matt Architekten bewegt: Autarkie und Kontext, Sorgsamkeit und Gelassenheit, Bruch und Kontinuität, Pragmatismus und Leidenschaft sowie Tradition und Experiment.

Zwischen Autarkie und Kontext steht das Haus für Julia und Björn. Ein Einfamilienhaus ist per se schon ein autarkes Gebilde. Die Architekten wollten es möglichst mit seinem Kontext verweben, aber keinesfalls, indem sie einfach die Variante eines Bauernhauses hinstellen. Da die Bauherren über ein eigenes Waldstück verfügten, wurde Holz zum wichtigsten Material für die Fassade, den Boden und die Konstruktion. Auf dem steilen und schmalen Grundstück steht jetzt ein langgestrecktes, nach zwei Seiten geöffnetes Gebäude, umhüllt von einem filigran gewebten Netz aus Holzleisten. Der Holzofen in der Mitte beheizt das ganze Haus. „Dieses Haus hat seinen eigenen Charakter und trotzdem kann es nur hier und nirgendwo anders stehen“, resümiert Innauer.

Beim kontextuellen Bauen besteht die Herausforderung darin, das Vorhandene zu interpretieren und nicht zu imitieren. Dieses Kunststück, einen Weg zwischen Bruch und Kontinuität zu finden, ist den Architekten mit der Gartenwerkstatt in Bezau gelungen. Hier bauten sie ein Kreuzgiebelhaus – typisch für Bürgerhäuser der Region – aus Schnittholz und ließen den Dachstuhl komplett in einer Zimmerei vorfertigen. Der Gegensatz Sorgsamkeit und Gelassenheit wiederum lässt sich mit dem Haus Feurstein auf den Punkt bringen. Dieses Haus ist in der Form an die typischen Stadlbauten der Region angelehnt, aber feiner verarbeitet: „wir wollen die Dachrinne nicht neu erfinden, aber sie soll gut verarbeitet sein“, fasst Innauer das pragmatisch zusammen. Pragmatismus war auch bei der Kapelle Wirmboden gefordert, und das ohne die Leidenschaft für das Projekt zu verlieren. Pragmatismus, weil die Gemeinde ganz andere Vorstellungen von einer Kapelle hatte, und die Architekten ihren Entwurf anpassten. Leidenschaft, weil es den Architekten – die hier selbst für einen Gotteslohn arbeiteten – gelang, die Gemeinde zur begeisterten Mitarbeit zu bewegen.

Bezau ist eine Kleinstadt im Bregenzer Wald. Innauer Matt Architekten gibt es seit 2012, ihre Inspirationen ziehen die Architekten aus der Umgebung und aus der Architektur, die sie umgibt.