• Luftraumprojekt © WEYELL BERNER ARCHITEKTEN l Zürich
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Räume weben

WEYELL BERNER ARCHITEKTEN l Zürich

Dipl. Architektin SIA Miriam Weyell

Miriam Weyell und Florian Berner führen das Büro Weyell Berner Architekten in Zürich. In ihrer Arbeit bewegen sie sich in verschiedenen Massstäben. Architektur, Städtebau und Installationen werden in poetischen, narrativen Räumen, Orten und Konstellationen gedacht. Die initiative Projektreihe ’Zürich7’ zeigt ungenutzte Potentiale an verschiedenen Orten in Zürich auf. Mit dem Projekt 'Unter der Brücke 18' schreiben sie in Kooperation mit der Stadt Zürich einen Wettbewerb für temporäre Bauten unter der Hardbrücke aus.
Die stadträumlichen Installation ’Luftraumprojekt’ über der Kantonsstrasse in der Altstadt Steckborn hinterfragt alltägliche Gewohnheiten. Das von der Presse als 'Strahlenbrücke' bezeichnete Objekt regt den Austausch der Bewohner, Passanten und Durchfahrenden mit dem neuen Kunsthaus an.

Brücken bauen, Räume weben

Freiburger Gestaltungsbeirats-Mitglied Miriam Weyell aus Zürich über die Grenzen zwischen Stadt und Raum

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

„Wir bringen ein Stück Stadt in die Architektur und ein Stück Architektur in die Stadt.“ So definiert Miriam Weyell die Arbeit des Zürcher Büros Weyell Berner Architekten, das sie mit ihrem Kollegen Florian Berner führt. Dem jüngsten Mitglied im Freiburger Gestaltungsbeirat geht es darum, dass die Grenzen zwischen Architektur und Stadt verschwimmen sollen. So fragt sie: Wie kann man eine Architektur entwerfen, die sich mit dem Kontext auseinandersetzt, wie sehen Räume aus, die man mit der Stadt verwebt? Oder anders ausgedrückt: Wie kann man Verbindungen und Öffnungen herstellen zwischen Stadtraum und Innenraum, Brücken bauen zwischen Architektur, Stadt und Landschaft?
Ein anschauliches Beispiel ist für Weyell Sou Fujimotos Tokyo Apartment: Mehrere einfache weiße Satteldachhäuser stapeln sich übereinander und bilden eine kleine vertikale Stadt in der Stadt. Die vier Apartments darin erstrecken sich über mehrere dieser Baukörper. Wer von einem Raum in den anderen gelangen will, muss den Innenraum verlassen. So bewegen sich die Bewohner zwangsläufig auch im Stadtraum, die Stadt wird zur Wohnung, die Grenzen zwischen außen und innen werden fließend. Ebenso können Arkaden oder Laubengänge einen Zwischenraum schaffen. Das Basislager in Zürich, wo auch Weyell Berner Architekten ihr Büro haben, ist eine Zwischennutzung und besteht aus übereinandergestapelten Containern. Die Glasfassade ist nach Süden ausgerichtet, Laubengänge verbinden die Räume miteinander. So wird die Fassade, die sonst vor allem abgrenzt, zur Vermittlerin, denn sie schafft den Raum für sozialen Austausch.
Anhand von eigenen Projekten zeigte die Architektin, wie man Städte oder Landschaften durch das Verwischen solcher Grenzen gestalten kann. Für den jüngst gewonnenen Wettbewerb des Campus der Fernfachhochschule Brig ließen sich die Architekten von den Qualitäten des Geländes, eines steilen bewaldeten Hangs, inspirieren und übertrugen die Atmosphäre des Waldes ins Innere: wie eine Lichtung im Wald schufen sie dunklere und hellere Bereiche, führten das Licht wie von Blättern gefiltert. Mit Lärche verkleidete Wände vermitteln die Wärme des Holzes.
Die von Miriam Weyell und Florian Berner in Eigeninitiative gestartete Projektreihe Zürich7 zeigt ungenutzte Potenziale an verschiedenen Orten in Zürich auf. Ein Projekt davon ist Unter der Brücke 18 entlang der Hardbrücke im Zürcher Westen– eine über einen Kilometer lange Brücke an der West-Tangente. Langfristig soll sie zu einer Trambrücke umgewandelt werden und der Autoverkehr unterirdisch verlaufen. So werden an dem dunklen, unwirtlichen Durchgangsort viele Gestaltungsmöglichkeiten frei. Derzeit bereitet das Büro in Kooperation mit der Stadt Zürich einen Wettbewerb für experimentelle Bauten unter der Brücke vor, der 2018 stattfinden soll. Mit dem Projekt möchte das Büro zur Diskussion zwischen Stadt, Bewohnern und Behörden anregen.
Ein sehr poetisches und ebenfalls verbindendes Werk ist eine Brücke der anderen Art: In der Altstadt von Steckborn am Bodensee wünschte sich der Besitzer einer Kunstgalerie einen optischen Verbindungssteg zu seinem Wohnhaus auf der anderen Seite der Straße. Die Architekten spannten für eine temporäre Installation dünne Seile vom Fenster des Hauses „Zur Glocke“ zu drei Fenstern des Hauses „Zur alten Tanne“, sodass eine feine Zeichnung in der Luft entstand. Das ist Räume weben und Brücken bauen auf eine ausgesprochen subtile und sinnliche Art – denn „Architektur muss sinnlich sein“, sagt die sonst eher analytisch und besonnen-zurückhaltend wirkende Architektin.

Miriam Weyell, WEYELL BERNER ARCHITEKTEN l Zürich

Wofür steht der Freiburger Gestaltungsbeirat? Welche Werte und Haltungen vertritt er? In lockerer Folge stellen die Mitglieder sich und ihre Arbeit vor. Miriam Weyell ist die Vierte in dieser kleinen Reihe.
Miriam Weyell stammt aus Wiesbaden, studierte in Nancy und Stuttgart, arbeitete in Köln, Dublin, Wiesbaden und Zürich. Seit 2011 führt sie mit Florian Berner das Büro Weyell Berner Architekten in Zürich. In ihrer Arbeit bewegen sich die Architekten in verschiedenen Maßstäben. Architektur, Städtebau und Installationen werden in poetischen, narrativen Räumen, Orten und Konstellationen gedacht.

WEYELL BERNER ARCHITEKTEN l Zürich
www.weyellberner.ch