Bauphysik und Architektur

Stahl + Weiß Büro für SonnenEnergie l Freiburg

Vom Handlanger der Architekten zum integralen Planen? Ein interdisziplinärer Versuch für einen Werkbericht über 20 Jahre spannende Zusammenarbeit mit Auftraggebern und Architekten.
Das Büro für SonnenEnergie Stahl und Weiß ist seit langem eine feste Größe im Baugeschehen der "Green City" Freiburg. Mit seinem Team aus Ingenieuren, Physikern und Architekten entwickelt das Büro innovative, oft unkonventionelle haus- und gebäudetechnische Konzepte. Durch den Einsatz erneuerbarer Energien hat es den Charakter vieler Gebäude mit geprägt.

Handlanger oder heimliche Herrscher?

Die Bauphysiker Wilhelm Stahl und Volker Weiß berichten aus der Praxis

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

Bauphysik, Gebäudetechnik, Energieeffizienz: das sind wichtige technische Themen, für die Architekten eigens Spezialisten hinzuziehen müssen. Alles rund um das energieeffiziente Bauen und technische Gebäudeausrüstung (TGA) ist eine Wissenschaft für sich. Deshalb liegen die Schwierigkeiten bei der Planung und Umsetzung von Projekten allein schon darin, dass Architekten und Ingenieure unterschiedliche Sprachen sprechen. Dabei ist abzusehen, dass die Wechselwirkungen zwischen Gebäudeentwurf und Gebäudetechnik zukünftig enger werden: die EU fordert, dass ab 2020 alle Neubauten CO2-neutral betrieben werden müssen.

Das Architekturforum Freiburg e.V. hat das Büro für SonnenEnergie Stahl und Weiß zu einem Werkbericht eingeladen – ein Nicht-Architektur-Büro, das in diesem Rahmen seine Arbeit und Arbeitsweise vorstellt. Das Büro für energetische und bauphysikalische Gebäudeoptimierung berät und entwirft haus- und gebäudetechnische Konzepte, die ökologisch und ökonomisch tragfähig sind. Es sieht sich als Ergänzung zum Architektenteam und wird gerne bereits während der Planungs- und Wettbewerbsphasen in die Teams dazu geholt.

Die Entwicklung der Firma hört sich an wie die Geschichte des energieeffizienten Bauens selbst. 1990 aus dem Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme heraus entstanden, nannten sich die Gründer zunächst „Büro für Sonnenenergie“. Eines der ersten Projekte war das Solarhaus Tiengen. Weitere Solarprojekte folgten, darunter das in Freiburg wohl bekannteste, das Heliotrop (Rolf Disch, Freiburg) und die Solarfabrik (Rolf + Hotz, Freiburg). Inzwischen hat sich viel verändert, Solarenergie ist nicht die einzige erneuerbare Energiequelle. Vielmehr geht es jetzt um innovative, gesamtheitliche Energiekonzepte.

Das ökologisch gebaute „Karlsruher Prisma“ in Nürnberg (Joachim Eble, Tübingen) beispielsweise, ein Wohn- und Geschäftskomplex in Nürnberg, kommt ganz ohne Wärmedämmung aus. Durch ein ausgeklügeltes System zur Speicherung und Weiterleitung des Regenwassers, kommt selbst im Hochsommer eine kühle Frische unter das Glasdach des Atriums, einer begrünten Erholungszone. Der „Victoria-Turm“ in Mannheim (Albert Speer, Frankfurt) wiederum ist das erste Hochhaus auf der Welt, das keine mechanische Lüftung braucht: Die Doppelfassade sorgt für die richtige Zirkulation, die Büros werden mit genügend Luft versorgt.

Diese und weitere Beispiele zeigten: die Technik beeinflusst auch die Ästhetik – und anders herum. Ob nun die Bauphysiker diejenigen sind, die einen architektonischen Entwurf erst ermöglichen, oder diejenigen, nach deren Berechnungen sich die Architekten zu richten haben, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Doch eines ist gewiss: integratives Arbeiten ermöglicht innovative Lösungen.

Stahl + Weiß Büro für SonnenEnergie / Freiburg
Das Büro für SonnenEnergie Stahl und Weiß ist seit langem eine feste Größe im Baugeschehen der "Green City" Freiburg. Mit seinem Team aus Ingenieuren, Physikern und Architekten entwickelt das Büro innovative, oft unkonventionelle haus- und gebäudetechnische Konzepte. Die zwölf Mitarbeiter betreuen etwa 60, darunter auch internationale Projekte pro Jahr. Durch den Einsatz erneuerbarer Energien haben Stahl und Weiss den Charakter vieler Gebäude mit geprägt.