• © 2013 Markus Koob by courtesy of realities united

Big Pictures

realities:united l Berlin

Seit 1997 arbeiten die Brüder Jan und Tim Edler an gemeinsamen Projekten an der Schnittstelle zwischen Raum, Information und Kommunikation. Zunächst im Rahmen der von ihnen gegründeten transdisziplinären Künstlergruppe “Kunst und Technik” in Berlin. Im Jahre 2000 gründeten sie gemeinsam realities:united als “Studio for Art and Architecture”, mit dem das Duo seither Kunst- und Hybridinstallationen meist im urbanen bzw. architektonischen Maßstab und Kontext realisiert.

Ihre Werke befinden sich in privaten und musealen Sammlungen, darunter auch das Museum of Modern Art (MoMA) in New York, und wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt, z.B. auf der Biennale in Venedig (2002, 2006 & 2008). Die Brüder wurden mit diversen Preisen und Auszeichnungen geehrt, darunter der von der Berliner Akademie der Künste verliehene Kunstpreis Berlin 2009, und der mit 100.000,- USD dotierte Holcim Award for Sustainable Construction in Europa (2011). Jan und Tim Edler berichten von Flussbädern für Berlin und von Rauchringen über Copenhagen.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Kunstraum Alexander Bürkle | Freiburg und Targetti Poulsen statt.

Ein Flussbad für Berlin und Rauchringe über Kopenhagen

Jan Edler von realities:united berichtete über das Arbeiten an der Schnittstelle von Kunst und Architektur

von Gisela Graf, Freiburg | gisela graf communications

Kunst, Architektur, Neue Medien und Informationstechnologien: das sind die Disziplinen, in denen sich die Brüder Tim und Jan Edler mit dem Berliner Büro realities:united bewegen. In der Welt der frei flottierenden Bits und Bites haben sie Revolutionäres umgesetzt. Das Kunsthaus Graz mit seiner medialen Oberfläche zum Beispiel kann man rückblickend durchaus als eine Art Quantensprung in der „Mediatektur“ bezeichnen. Erstmals wurde eine Fassade zu einem Medium der Kunstprojektion.

Als das Kunsthaus Graz 2003 fertig gestellt war, ging es weltweit durch die Medien: ein „Friendly Alien“ war in der Altstadt gelandet. Die englischen Architekten Peter Cook Colin Fournier hatten dafür ein biomorphes Gebilde in einer blau schimmernden, semitransparenten Hülle konstruiert. Großen Anteil an der hohen Aufmerksamkeit hatte die Gestaltung der Oberfläche, „BIX“ von realties:united: 930 runde Leuchtstoffröhren erscheinen jetzt unter der Außenhülle wie grobe Pixel und können von Künstlern bespielt werden. Bilder, Filme und Animationen lassen sich auf die Fassade übertragen und machen sie so zur Informationsfläche. Die Außenhaut des Blob wurde zum Monitor.

Weniger medial, dafür umso erfrischender, ist ein noch nicht realisiertes Konzept. Mitten in Berlin, im UNESCO-geschützen historischen Zentrum, gibt es einen ungenutzten, kanalisierten Seitenlauf der Spree. Schon seit 1998 existieren Pläne, diesen anderthalb Kilometer langen Kanalabschnitt zu renaturieren und zugleich für die Regeneration zu öffnen. Es soll ein öffentliches Schwimmbad zwischen Lustgarten und Schlossplatz entstehen, ein Platz zum Sitzen, Schauen und Entspannen. Freitreppen sollen den Zugang zum natürlichen Schwimmbecken bilden, Umkleidekabinen und sanitäre Anlagen werden unterirdisch in bereits vorhandene, aber ungenutzte Räume unter dem Podest des ehemaligen Kaiserdenkmals integriert. Das Ziel: Die Rückeroberung einer der größten innerstädtischen Funktionsbrachen Berlins. Der Nebenarm hat dabei eine ökologische Funktion. Bevor das Wasser im Flussbad Berlin ankommt, soll es vorher durch eine Pflanzenkläranlage gefiltert werden. Dazu wird die Ufermauer entfernt und der Flusslauf „weich in das Gelände der Fischerinsel aufgedehnt“ beschrieb Edler das Projekt. Flusstypische Tier- und Pflanzenwelt soll sich hier wieder ansiedeln.

Ein ökologisches Zeichen der anderen Art wird realities:united am Stadtrand von Kopenhagen setzen. Auf einer Müllverbrennungsanlage entsteht ein öffentlicher Park. Der Kamin der Anlage stößt Rauchringe aus. „Big Vortex“, der große Wirbel, soll ein Gefühl von beklemmender Schönheit auslösen. Die archaischen Rauchzeichen senden die Botschaft aus, dass eine der fortschrittlichsten Müllmanagement- und Energieproduktionsanlagen soeben eine halbe Tonne Kohlendioxid in die Atmosphäre geschickt hat – der Mensch hinterlässt Spuren, trotz aller Bemühungen.

Auch das Freiheits- und Einheitsdenkmal für die Stadt Leipzig macht auf subtile Art aufmerksam. Eine Platzgrafik soll dauerhaft die in Protestaktionen und Demonstrationen geforderten Anliegen der Bevölkerung archivieren, indem sie direkt auf die Platzoberfläche geschrieben werden. Dadurch entsteht eine Art Tortendiagramm auf knapp 4.000 Quadratmetern, das sich schrittweise selbst übermalt und aktualisiert: eine „Infografik der politischen Gegenwartskultur, die Bezug nimmt auf die historischen Ereignisse des Revolutionsjahres 1989“, nannte Edler das ungewöhnliche Denkmal. Ein kleines Schmankerl bot Jan Edler im Architekturforum ganz zum Schluss: ein Industrieroboter, der unter allgemeiner Erheiterung des Publikums mit Gewichten trainierte, nachts eine Leuchte schwang oder sich bei Regen ein Dach über den Kopf hielt. Es war ein Projekt im Rahmen des Kunstfestivals Urban Lights Ruhr.

Jan Edler, realities:united l Berlin

Seit 1997 arbeiten die Brüder Jan und Tim Edler an gemeinsamen Projekten an der Schnittstelle zwischen Raum, Information und Kommunikation. Zunächst im Rahmen der von ihnen gegründeten transdisziplinären Künstlergruppe “Kunst und Technik” in Berlin. Im Jahre 2000 gründeten sie gemeinsam realities:united als “Studio for Art and Architecture”, mit dem das Duo seither Kunst- und Hybridinstallationen meist im urbanen bzw. architektonischen Kontext realisiert. Ihre Werke befinden sich in privaten und musealen Sammlungen, darunter auch das Museum of Modern Art (MoMA) in New York, und wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt, z.B. auf der Biennale in Venedig (2002, 2006 & 2008). Die Brüder wurden mit diversen Preisen und Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem von der Berliner Akademie der Künste verliehenen Kunstpreis Berlin 2009, und dem mit 100.000,- USD dotierten Holcim Award for Sustainable Construction in Europa (2011).

realities:united l Berlin
realities-united.com